Das Steinhuder Meer - News von Steinhude-am-Meer.de

2023-01-13 10:56:09 By : Mr. Gary Chen

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Kartenmaterial aus alten Zeiten zum Steinhuder Meer. Bild: Rudi Diersche

Das Nonnenkloster Wunstorf, dem die Steinhuder lange Zeit als Hörige gegeben waren, wurde 871 gestiftet; auch der Fischfang wurde damals von Wunstorf aus geregelt. 1228 wurde ausdrücklich zwischen Äbtissin Ida und dem Grafen Hildebold von Limmer festgelegt, daß niemand „die für das Stift Tätigen bei den Fischereien und Vogelfängen im Meere“ stören sollte. Um 1290 bis 1300 mußten die Steinhuder Fischer (Piscatores de Stenhuthe) dem Bischof von Minden Fische, auch Aale liefern. Nach Streitigkeiten zwischen Bischof Ludolf von Minden und dem Grafen Johannes von Roden und Wunstorf wurden 1300 dem Bischof zwölf Schiffe auf dem „Meer bei Wunstorf“ als Eigentum von Recht und Dienstbarkeit wegen (die Fischer waren Leibeigene) zugestanden.

Die Fischer kannten ihr 32 qkm großes und durchschnittlich 1,5 m tiefes Meer, das vermutlich während der Eiszeit entstand, mit seinen Ufern und der Beschaffenheit des Meeresgrundes genau. Wie die Feldgemarkung ihre Flurnamen, so hatten auch die einzelnen Meeresteile ihre Bezeichnungen, die einen Einblick in die Natur und Beschaffenheit geben, oft aber auch von geschichtlicher Bedeutung sind. Am Nord- und Ostufer zieht sich das Senster oder Schaar (durch Eisabschub gebildet) entlang, das sehr flach ist und in trockenen Jahren überall zum Vorschein kam. Das Senster war für die Fischerei von größter Bedeutung, weil auf ihm der größte Teil der Fische laichte und wegen der geringen Tiefe und der starken Belichtung allerlei Unterwasserpflanzen, Kraut genannt, darauf wuchsen, an denen sich mehr oder minder reichlich Fischnahrung entwickelte. Das „Well“ (Schlammablagerung verursacht durch die Strömung in den Deipen) bildet den Übergang zu den „Deipen“ (Tiefen), die eine Tiefe von drei bis vier Meter besitzen und bei der Durchfahrt an den längeren und höheren Wellen erkennbar sind. Südlich von den eigentlichen Deipen liegt die „Suerndeipe“ (Südentiefe), die nur bis 2,50 Meter tief ist. Am „Ostenmeer“ entlang zieht sich ein breiter Schilfgürtel, der in mehrere „Reitoder Laasbulte“ (Bülte-Hügel) zerfällt. Die Uferbezeichnungen werden nach den dahinter liegenden Landteilen genannt. Von den Strandterrassen westwärts erstrecken sich die Lütjen Deile (kleine Teile), die Rehmen, das Grasmoor und hinter dem Burggraben (Hagenburger Kanal) das Friemoor, auf dem die Steinhuder früher freies Nutzungsrecht hatten. Der Organistengraben und die Organistenwiese erinnern an die Zeit, in der Pfarrer und Küster noch Ackerbau und Viehzucht trieben. Dann folgt „Westen Meer“. Die Bezeichnung „Vörn Pahle“ erinnert an die Grenzpfähle, die hannoversche Soldaten im November 1860 mitten durchs Meer schlugen, die allerdings am nächsten Tage mit Hilfe der Steinhuder Fischer, durch Jäger des Bückeburger Bataillons wieder entfernt wurden. An der „Beeke“ (Meerbach), dem einzigen Abfluß des Meeres, vorbei kommt man zur „Ulenborg“, wo früher Uhu und Kauz hausten. In der „Swienekuhle“ dürften sich Schweine gesuhlt haben. Der weiter östlich gelegene „Karpenpump“ bezeichnete wohl den Hauptlaichplatz der Karpfen. Die „Ole Flöte“ war der frühere Anlegeplatz am Nordufer. „Im Ostenmeer“ seien noch der „Kreienbrink“(Krähenbrink), der „Grant“, ein Kieshügel und der „Aantendiek“ (Ententeich) erwähnt. An die Ortsgeschichte Steinhudes erinnern das östlich des Ortes gelegene „Steenewark“ (Steinwerk), wo noch dicke Steine im Meer lagen und der „Linden- oder Linnenhop?“ (Lindenhof oder Leinenhaufen?). „Kalverdanz“ (Kälbertanz) heißt eine Stelle an der bei Westwind ein Rückwellenschlag entsteht, früher vom Steenewark, heute von der Steinmole. Wenig weiß man noch über die „Burg“ (vermutlich die Kranenburg aus dem 13. Jhdt.), die mit ihren dicken Pfählen Pfählen und Steinen für die Schiffe gefährlich war. Zum Schluß sei noch der „Vorposten“ genannt, eine Stelle zwischen Wilhelmstein und Burggraben, vielleicht ein Vorposten der Festung Wilhelmstein? Weitere oder andere Bezeichnungen findet man in der Karte mit Flur und Fischerflurnamen von Peter Hübotter und Curd Ochwadt.

Eine alte Aufnahme des Steinhuder Meeres von oben. Bild: Rudi Diersche

Dem Steinhuder Meer fehlen oberirdische Zuflüsse, die vom Menschen mit Abwässern, Giften und aus den Äckern ausgewaschenem Stickstoff und Phosphor verunreinigt werden könnten. Der See wird nicht von einem Fluß durchströmt, sondern hat im Meerbach, der bis fast nach Nienburg durch eine von Entwässerungsgräben durchzogene Landschaft führt, nur einen Abfluß zur weiter westlich fließenden Weser. Das im Nordosten angrenzende Tote Moor gab Wasser vor noch nicht allzu langer Zeit fast ausschließlich an das Steinhuder Meer ab. Erst der systematische Ausbau der künstlichen Entwässerung in den letzten Jahrzehnten leitet das überschüssige Moorwasser nun vorwiegend in die Leine. Heute liegt die Wasserscheide nur noch wenige hundert Meter vom Ostufer des Sees entfernt. Trotzdem ist das Steinhuder Meer das große Sammelbecken für die in seiner Umgebung fallenden Niederschläge. Sein Einzugsbereich beträgt rund 105 Quadratkilometer. Die hydrologischen Verhältnisse liegen nicht einfach. Infolge der Durchlässigkeit der diluvialen Ablagerungen, die die Landschaft nördlich und südlich des Sees aufbauen, fehlen – wie gesagt – nennenswerte oberirdische Zuflüsse. Meist sind es nur kleinere Gräben, die lediglich im Sommer bei starken Niederschlägen Wasser zuführen. Nur der Grenzgraben, der von den Rehburger Bergen mit ihrem andersartigen geologischen Aufbau kommt, und der Hagenburger Kanal führen ständig Wasser. Dieser Zufluß macht jedoch weniger als ein Fünftel der durch durch den Meerbach abfließenden Wassermengen aus. So betrug zum Beispiel in ein und demselben Jahr der Abfluß durch den Meerbach 22,5 Millionen Kubikmeter und der Zufluß aus dem Grenzgraben 4 Millionen Kubikmeter. Der über der Wasserfläche des Sees fallende Niederschlag geht durch Verdunstung fast wieder ganz verloren. Dennoch ist der Wasserstand im Steinhuder Meer relativ gleichmäßig. Der aus sechzigjährigen Beobachtungen am Pegel des Wilhelmsteins errechnete mittlere Wasserstand liegt bei 37,93 Meter über NN. Die Schwankungen um diesen Wert sind gering. Als Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Pegelstand (1881 = 38,45m, 1934 = 37,41 m) ergibt sich wenig mehr als ein Meter. Innerhalb eines Jahres belaufen sich die Schwankungen auf nur etwa 0,5 Meter. Die Höchststände werden in den Monaten Februar bis April, die geringsten im August und September gemessen. Weil das Meer so flach ist – bei einem Modell des Gewässers mit den Ausmaßen vier mal sieben Meter, dürfte die mit Wasser zu füllende Fläche nur 1,5 Millimeter tief sein -, können bei entsprechendem Winddruck Strömungen beträchtlichen Ausmaßes auftreten. Diese allein durch Wind hervorgerufenen und durch die Form des Meeres (West- Ost Achse) begünstigten Strömungen haben nichts mit „unterirdischen Quellen“ zu tun und können bei starkem Weststurm so kräftig sein, daß sich der Wasserstand am Ostufer für kurze Zeit bis zu 30 cm erhöht. Läßt der Winddruck nach, so strömt das Wasser sehr schnell wieder nach Westen zurück und „schwappt“ wie in einer Waschschüssel mehrere Male von Ufer zu Ufer. Dieser Vorgang des „Hin- und Herschwappens“ sorgt dafür, daß sich die im Wasser befindlichen Schwebestoffe schlecht absetzen können. Daher sind besonders Ost- und Nordufer (bei geradlinigem Verlauf) durch wenig verschlammten Untergrund gekennzeichnet. Sie wirken wie Prallufer, von denen auch bei weniger kräftigen Winden das an der Oberfläche nach Osten bewegte Wasser als Unterstrom nach Westen zurück gesaugt wird. Die geringe Tiefe und die vorherrschenden Windrichtungen aus West-Südwest haben in den Jahrtausenden seit seiner Entstehung auch eine Verlandung des Steinhuder Meeres verhindert. Die Wassertemperatur des Meeres folgt im wesentlichen der Lufttemperatur. In der meisten Zeit des Jahres reagiert das Wasser neutral, doch wird in den Monaten April und Mai sowie im September, wenn die Algen „blühen“, ein erhebliches Ansteigen des pH-Wertes beobachtet. Dann tritt eine massenhafte Entwicklung von Algen im ganzen See auf. Eine starke Erhöhung des pH-Wertes vertragen Fische nicht. Die Alkalität des Wassers ist als mäßig günstig anzusehen, es gilt als weich bis mittelhart.

Das Steinhuder Meer wurde bereits damals regelmäßig untersucht. Bild: Rudi Diersche

Bislang war immer so viel Sauerstoff vorhanden, daß selbst den empfindlichen Fischen Lebensmöglichkeit gesichert war. Der Sauerstoffgehalt des Wassers ist für dieFischereiwirtschaft besonders wichtig. Die einzelnen Fischarten benötigen jedoch ganz unterschiedliche Mengen. Daß der für das Steinhuder Meer besonders wichtige Aal mit extrem wenig Sauerstoff auskommt, gehört in das Reich der Fabel. Aale sterben bei einer Wasserverschlechterung durch Sauerstoffmangel in den Reusen ebenso wie andere Fische. Besonders empfindlich scheinen Aale auch gegen Schwefelwasserstoff zu sein. In den letzten Jahrzehnten ist eine stärker werdende Eutrophierung (Anreicherung des Wassers mit unerwünscht vielen Nährstoffen) nicht zu übersehen. Das Grundwasser, welches das Steinhuder Meer speist, enthält nur wenig Nährstoffe. Die Phosphorzufuhr kommt aus dem Bereich der menschlichen Zivilisation. Im Jahresdurchschnitt sind Grünalgen mit 53 Prozent des Gesamtplanktons führend, Blaualgen sind mit durchschnittlich 39 Prozent beteiligt, den Kieselalgen kommen nur 8 Prozent zu. Im Winter herrschen mit gewissen Einschränkungen Kieselalgen vor. Im Frühjahr stellen sich die Grünalgen ein, im April und Mai kommt es dann zur Wasserblüte durch gehäuftes Auftreten von Blaualgen. Im Hochsommer wird das Plankton durch Grünalgen bestimmt. Gegen Herbst bildet sich eine zweite Wasserblüte, an der wiederum maßgeblich Blaualgen beteiligt sind. 1999 war der See so klar, wie seit über 30 Jahren nicht mehr, die Blaualgen waren weitestgehend verschwunden. „Verantwortlich dafür war eine stärkere Population kleinster Krebse“, die die Algen frassen, so erklärte Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM). Der See ist infolge seiner geringen Tiefe Witterungseinflüßen sehr ausgesetzt und gewährt der gesamten Fauna wenig Schutz vor Sturm und Kälte sowie nur eine geringe Nahrungsgrundlage. Die Wellenwirkung reicht überall bis auf den Grund. Das ständige Aufwirbeln des Schlamms führt zu einer Eindeckung von Pflanzen und Tieren. Die Zusammensetzung der Fischfänge wechseln von Jahr zu Jahr erheblich. Der Grund liegt in dem durch Klima und Witterungseinflüsse bedingten Schwanken der Besiedlungsdichte der Schlammoberflächenfauna. Bei der Uferflora handelt es sich im wesentlichen um Vorposten der Landpflanzen im Lebensraum Wasser. Am weitesten in den See hinein stehen die großen Arten wie Schilfrohr und Seebinse. Das Vegetationsbild am Rande ist in erster Linie von den Bodenverhältnissen abhängig. Als ursprüngliche Landschaft ist ein natürlicher Waldbestand anzunehmen. Die Anlage eines umfangreichen Systems von Entwässerungsgräben seit Ende des 19. Jahrhunderts verwandelte die ganze westliche Seeniederung in Wiesen und Weiden, die heute eine Grundlage der bäuerlichen Wirtschaft in Rehburg bilden. Im östlichen Randgebiet des Meeres hat die systematische Entwässerung seit den dreißiger Jahren die letzten Überreste der unberührten Landschaft des Toten Moores beseitigt. Ein Heidemoor mit Kiefern und Birken ist entstanden. Seit Februar 1964 befaßte sich der 62jährige Mittelschullehrer i.R. Kurt Dembke mit der Fauna und Flora des Steinhuder Meeres. Im Juli 1965 hatte er sich eine kleine Forschungsstation in der Graf-Wilhelm-Straße eingerichtet, zur Erforschung der seekundlichen Grundlagenwissenschaft (Limnologie). Viele Erkenntnisse verdanken wir dieser zunächst privaten Forschungsstelle Steinhude am Meer e. V.. Nachdem die Gemeinde eine Klimastation eingerichtet hatte, lag auch klimatisches Beobachtungsmaterial als Ergänzung der biologisch-chemischen Untersuchungen vor. So suchte Dembke beispielsweise den Grund für die Häufigkeit einer bestimmten Algenart. Vor den Laboruntersuchungen fuhr Dembke im Torfkahn mit Fischer Fritz Pape auf das Meer, um Proben einzusammeln. Die gefundenen Ergebnisse wurden an Regierungsstellen weitergegeben. Danach entschieden amtliche Stellen, ob das Wasser als Trinkwasser geeignet ist oder, ob darin gebadet werden darf usw.. Überdies konnten Maßnahmen zur Verbesserung des Wassers getroffen werden. Das Max-Planck-Institut für Limnologie forderte 1969 diese Forschungsstelle zu erweitern.

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Es treten Windböen mit Geschwindigkeiten um 55 km/h (15 m/s, 30 kn, Bft 7) aus südwestlicher Richtung auf.

Es treten Sturmböen mit Geschwindigkeiten um 65 km/h (18 m/s, 35 kn, Bft 8) aus südwestlicher Richtung auf. In Schauernähe sowie in exponierten Lagen muss mit Sturmböen um 80 km/h (22 m/s, 44 kn, Bft 9) gerechnet werden.

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